Die frühkindlichen myoklonischen Epilepsien

Formen:

Die benigne (gutartige) myoklonische Epilepsie der frühen Kindheit

Die gutartige frühkindliche myoklonische Reflexepilepsie

Die schwere myoklonische Epilepsie im Kindesalter  

 

Die seltene benigne (gutartige) myoklonische Epilepsie der frühen Kindheit

hat als Hauptmerkmal kurze Muskelzuckungen. Dazu siehe: Was sind Myoklonien ? (Abzugrenzen von epileptischen Myoklonien sind die nicht seltenen gutartigen Schlafmyoklonien des Säuglings)

Die Myoklonien treten ab dem Alter von 4 Monaten, meist erst im 2. und 3. Lebensjahr, bei normal entwickelten Kindern auf, darunter mehr Knaben als Mädchen.

Dabei kommt es – zeitweise gehäuft - zu plötzlichen, wie schreckhaften Zuckungen vor allem im Oberarm-Schulter-Bereich beiderseits, die sehr heftig sein können mit schleudernder Armbeugung, aber auch sehr milde, so dass man sie von außen manchmal nur fühlt. In seltenen Fällen findet sich nach der Myoklonie eine kurze Absence, in anderen seltenen Fällen ein kurzer Verlust der Muskelspannung (Atonie) mit einem Einknicken der Kniee oder einer Nickbewegung des Kopfes. In ihrem Verlauf können auch einzelne generalisierte tonisch - klonische Anfälle, besonders auch als Fieberkrämpfe, zusätzlich auftreten.

Die Behandlung ist - z. B. mit Valproat oder Levetiracetam - meist erfolgreich. Es kommt jedoch gelegentlich später - auch noch im Jugendalter - wieder zu großen generalisierten Anfällen.

 

Eine seltene besondere Form ist

Die gutartige frühkindliche myoklonische Reflexepilepsie (RMEI = reflex myoclonic epilepsy in infancy)

Auf erschreckende Reize – besonders Hör- und Berührungsreize - reagieren betroffene Kinder mit epileptischen symmetrischen Myoklonien. Daneben können auch – in etwa einem Drittel der Fälle – spontane myoklonische Anfälle auftreten.

Im EEG finden sich im Schlaf kurze generalisierte Spike-Wave-Ausbrüche.

 

Die noch seltenere

schwere myoklonische Epilepsie im Kindesalter oder das Dravet-Syndrom     (nach Charlotte Dravet, französ. zeitgen. Epileptologin)

(andere Bezeichnungen: SMEI = severe myoclonic epilepsy / Myoklonische Frühenzephalopathie / Frühe infantile epileptische Enzephalopathie)

beginnt mit Anfällen bei bis dahin normaler Entwicklung schon im 3. bis 9. Lebensmonat.  Dabei treten oft - zunächst  i.d.R. bei Fieber - länger dauernde generalisierte tonisch-klonische Anfälle auf, auch halbseitige, nicht selten als Status. Meist später hinzu kommen myoklonische Anfälle, daneben langandauernde irreguläre Myoklonien , außerdem fokale Anfälle (auch komplex-fokale) und atypische Absencen. Auch tonische Anfälle sind möglich. Jungen sind doppelt so häufig betroffen wie Mädchen. Anfallsauslösend können sein außer Fieber und Infekten oft Lichtreize, Aufregungen, Wärmereize wie Badewasser über 35 Grad, oder Schlafmangel.

Unter den polygenen Ursachen findet sich meistens (in ca. 85%) eine Mutation des Natriumkanalgens SCN1A , i.d.R. als Neumutation. Das im Säuglingsalter zunächst noch unauffällige EEG zeigt später abnorme Thetarhythmen, dann generalisierte irreguläre Spike Waves und Polyspike-Waves wechselnder Seitenbetonung sowie meistens auch eine Fotosensibilität.

Bei sehr unterschiedlichem Verlauf ist die Therapie meist wenig erfolgreich. Bevorzugt eingesetzt werden Brom oder Kombinationen von Valproat , Stiripentol und Clobazam, und u.a. auch Levetiracetam und Topiramat. Fast immer kommt es zu einer erheblichen psychomotorischen Entwicklungsverzögerung.                                                                                                                                                               Dazu siehe z.B. auch www.dravet.de oder dravet.org  (englisch)

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