Welche Ursachen haben Epilepsien?

Die epileptischen Anfälle der Epilepsien treten auf bei einer andauernden abnormen Erregbarkeit von Hirnnervenzellen - damit einer chronischen Anfallsbereitschaft. Diese abnorme Erregbarkeit findet man bei Veränderungen von Bau und Funktion der Nervenzellen, besonders deren umhüllenden Zellmembranen mit ihren Ionenkanälen, Störungen im Stoffwechsel der Zelle oder in der Verfügbarkeit besonderer Substanzen für die Erregungsübertragung. Für solche andauernden Veränderungen oder Störungen gibt es viele

besondere Ursachen:

Zahlreiche erbliche Anlagen wirken auf den Bau und die Funktion der Nervenzellen und ihren Stoffwechsel ein. Eine ungünstige Kombination solcher Anlagen ist oft eine wesentliche Ursache. Siehe dazu: Welche Bedeutung hat die Vererbung bei Epilepsien?

Hirnschäden oder Anlagefehler des Gehirns können schon bei der Geburt bestehen oder während der Geburt oder im Kindesalter erworben werden, etwa bei Verletzungen, Sauerstoffmangel, Entzündungen oder Entwicklungsstörungen des Gehirns. Die dabei entstandenen Zellgewebsdefekte oder -narben können die Tätigkeit benachbarter Zellen irritieren und so die Anfallsherde einer „Residualepilepsie“ ausbilden.

In einigen Fällen sind gutartige ungewöhnliche Gewebsbildungen, wie Zellknötchen oder Blutschwämmchen, Anlass epileptischer Erregungen. Bösartige Hirntumoren sind bei Kindern selten - in weniger als einer von hundert Epilepsien - Ursache zerebraler Anfälle.

Stoffwechselerkrankungen – in der Regel mit Auswirkung auf alle Körperzellen - führen gelegentlich neben anderen Krankheitserscheinungen auch zu einer Epilepsie.

Reifungsvorgänge des kindlichen Gehirns – besondere Stadien der Gehirnausbildung - können die Ausbreitung der epileptischen Erregung begünstigen. Deshalb treten viele Epilepsien bei Kindern altersgebunden und nur vorübergehend auf. Dazu siehe: Was sind die Ursachen gutartiger Herdepilepsien ?

In den meisten Fällen ist es nicht eine einzelne Ursache. Begünstigende erbliche Anlagen, altersgebundene Reifungsvorgänge, hirnorganische Störungen, ein besondere Wachheit oder Müdigkeit, auch akute Sinnesreize (siehe Auslöser) bewirken meistens gemeinsam abnorme Nervenzellerregungen und damit den epileptischen Anfall bei einer Epilepsie.  

Auch nach klinisch eindeutigen epileptischen Anfällen findet man nicht selten bei den Untersuchungen zur Ursache keine Auffälligkeiten, welche die Diagnose Epilepsie bestätigen. Die EEG-Befunde können unauffällig sein und keine Hinweise ergeben auf eine allgemeine Anfallsbereitschaft oder einen Anfallsherd, besonders bei Säuglingen und Jugendlichen. Das Kernspintomogramm (MRT) lässt auch bei klinisch fokalen Anfällen oft keine Hirngewebsanomalien erkennen. Dies ist eher ein gutes Zeichen als ein Grund zur Beunruhigung und kann ein zusätzlicher Hinweis sein auf eine günstige Prognose. Bei trotzdem ungünstigem, therapeutisch schwierigem Verlauf wird man in der Regel nach einiger Zeit Kontrolluntersuchungen durchführen und dann oft noch auffällige Befunde erheben können. Eine Vorstellung des Kindes in einem Epilepsiezentrum kann dazu empfohlen werden.

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