Die Einordnung und
Benennung ("Klassifizierung") einer Epilepsie
richtet sich zunächst
nach den dabei vorkommenden Anfallsformen. Eine Unterteilung ist damit
nach der Erscheinungsform
in Herdanfälle (fokale Anfälle) – die Herdepilepsien – und
die Epilepsien
mit generalisierten Anfällen
gegeben.
So weit möglich, wird sie ergänzt durch Hinweise auf die
besondere Art der Anfallserscheinungen, das →
Manifestationsalter und die Altersspanne des
Auftretens, die Heilungsaussichten (Prognose) sowie typische EEG-Befunde.
Zusätzlich kann man
nach der Ursache
symptomatische
(strukturell-metabolisch bedingte) Epilepsien und
idiopathische
(genetische) Epilepsien unterscheiden.
Ursachen
symptomatischer Epilepsien sind Wirkungen oder Nachwirkungen von
Hinschädigungen, u.a. durch Hirnverletzungen, Gehirnentzündungen,
Stoffwechsel-Erkrankungen, oder Folge hirnorganischer Fehlbildungen. Daher wird
neuerdings statt „symptomatisch“ die Benennung „strukturell-metabolisch“
empfohlen. Die Struktur-Veränderungen des Gehirns sind meistens – nicht immer –
im Kernspintomogramm nachweisbar.
Bei idiopathischen
Epilepsien – diese überwiegen im Kindesalter - können organische Ursachen nicht
entdeckt werden. Sie werden daher auf Anlagen zurückgeführt. Nach neuester
Empfehlung der Internationalen Liga gegen Epilepsie
sollen sie daher besser „genetische Epilepsien“ genannt werden. Sie sind bei
Kindern weitgehend altersgebunden und damit meist gutartig.
Diese Einteilungen sind nicht ohne Einschränkungen möglich.
Es können bei Epilepsien auch primär generalisierte und fokale Anfälle
nebeneinander auftreten. Die Ausbildung symptomatischer (strukturell-metabolisch
bedingter) Epilepsien kann durch Anlagen begünstigt werden. Andererseits können
idiopathische (genetische) Epilepsien oft durch Hirnschäden (auch nicht
erkennbare) mitgestaltet werden.
Ein Zusammenwirken einer altersabhängigen genetischen
Anfallsbereitschaft mit einer strukturell-metabolisch bedingten Anfallsursache
ist z.B. oft bei schwer zu behandelnden altersabhängigen →
Syndromen wie dem West-S. oder LGS anzunehmen.
Epilepsien werden auch als "kryptogen" (gr. kryptein = verbergen) bezeichnet,
wenn man Hirnschäden nicht nachweisen kann, aber nicht ausschließen will oder
sie vermutet. Heute nennt man sie – nach internationaler Übereinkunft - besser
„Epilepsien unbekannter Ursache“.
Die exakte Einordnung und Benennung einer Epilepsie in ein
bekanntes Merkmalsmuster ist oft schwierig oder nicht möglich (so genannte
"unklassifizierbare" Epilepsien). Darunter fallen auch die
„entdifferenzierten“ Epilepsien: Langjährige, schwer behandelbare, bei
zunehmend unterschiedlichen Anfällen nicht mehr klassifizierbare
Epilepsien.