Nicht altersgebundene,

              strukturell-metabolische (symptomatische) Epilepsien

Ursachen symptomatischer Epilepsien sind Wirkungen oder Nachwirkungen von Hinschädigungen, u.a. durch Hirnverletzungen, Gehirnentzündungen, Stoffwechsel-Erkrankungen, oder Folge hirnorganischer Fehlbildungen. Daher wird heute statt „symptomatisch“ oft die Benennung „strukturell-metabolisch“ vorgezogen.

Symptomatische (strukturell-metabolische) Epilepsien mit fokalen Anfällen (Herdanfällen) kommen in jedem Alter vor und zeigen eine große Vielfalt von Anfallsformen. Sie sind bei Erwachsenen - noch nicht im Kindesalter - die am häufigsten vorkommenden Epilepsien. 

Siehe dazu:

 Wie kommt es zu Herdanfällen und wie sehen sie aus ?  Wie äußern sich fokale Anfälle?

Die von symptomatischen Epilepsien Betroffenen lassen oft hirnorganische Veränderungen im Kernspintomogramm erkennen - etwa kleine, in der Regel gutartige Fehlbildungen oder narbige Veränderungen von Hirngewebe oder Blutgefäßen oder Erweiterungen der Hirnwasserräume (Ventrikel). Das EEG lässt meistens - nicht immer - einen epileptischen Herd nachweisen, oft nur als fokale Verlangsamung und oft nur im Schlaf-EEG. Bei komplex-fokalen Anfällen findet sich der Herd meistens über einem Schläfenlappen des Gehirns (temporal), seltener über dem Stirn-, Scheitel- oder Hinterhauptslappen.

Bei symptomatischen Epilepsien mit weitgehender Beschränkung der anfallsgenerierenden hirnorganischen Störung auf eine Hirnregion mit den dafür typischen Anfallsmustern wird von  Okzipital-, Parietal-, Temporal- oder Frontallappenepilepsien gesprochen. Alle diese regional bezeichneten Formen können mit allen Formen fokaler Anfälle einhergehen.

Die Anfälle der Okzipitallappenepilepsie, ausgehend vom Hinterhauptslappen, sind meistens mit Ausfällen des Sehens verbunden ( = → visuelle oder optische Anfallssymptome), wie mit teilweiser oder völliger Erblindung, Gesichtsfeldausfällen, Trugwahrnehmungen und Verzerrungen des Sehens und zeigen dazu oft Symptome wie Lidkloni, Augenrucken (→ Nystagmus) und → Versivanfälle der Augen und des Kopfes. Die Betroffenen leiden auch oft unter Migräne-artigen Kopfschmerzen. 

Diagnostisch abzugrenzen mit EEG und MRT sind diese symptomatischen von den im Kindesalter häufigeren gutartigen okzipitalen Epilepsien, die mit gleichen Anfallserscheinungen einhergehen können.

Parietallappenepilepsien (= Scheitellappenepilepsien) zeigen sich u.a. mit → Adversivanfällen, sensiblen, sensomotorischen und sensorischen Anfällen, räumlicher und körperlicher Desorientiertheit, auch Drehschwindel.

Die Anfälle der Temporallappenepilepsien (= Schläfenlappenepilepsien) sind überwiegend verbunden mit Bewusstseinsstörungen. Sie sind oft mit Sinnesempfindungen (z.B. Riechen, Schmecken) und vegetativen Erscheinungen (z.B. Blässe, Pupillenerweiterung) verbunden, mit oralen Automatismen (Schmatzen, Schlucken), auch mit Angst, → dreamy states, Trugwahrnehmungen und Sprachstörungen.

Bei Frontallappenepilepsien (= Stirnlappenepilepsien) treten nicht selten tageweise gehäuft Anfälle auf, oft im Schlaf, oft → vegetativ und → affektiv (Angst, Schrecken) geprägt, häufig plötzlich beginnend und schnell endend, oft rasch sekundär generalisierend, öfter auch mit Komplikationen durch Stürze oder einen Status.

 

Die Behandlung

Die Behandlung der symptomatischen Epilepsien ist meistens schwierig. Medikamente der Wahl sind  z.B. Lamotrigin, Levetiracetam, Topiramat, auch Carbamazepin oder Oxcarbazepin.  Valproat ist oft ein Mittel der 2. Wahl und einer Kombination.

Nur ca. ein Drittel der Betroffenen wird durch Medikamente anfallsfrei. Bei den übrigen lässt sich oft eine deutliche Besserung bei der Häufigkeit oder im Ablauf der Anfälle erreichen. In schweren Fällen bei Versagen einer Medikation sollte bei symptomatischen Epilepsien immer die Möglichkeit einer operativen Behandlung abgeklärt werden, die in geeigneten Fällen mit einer Aussicht von etwa 65 % Anfallsfreiheit - sonst meist Anfallsverminderung - bewirken kann.

zur Hauptseite/Inhaltsübersicht

Inhalts- und Sachwort - ABC