Seltenere Herdepilepsien aus dem rolandischen Formenkreis
Formen:
Die gutartige okzipitale Epilepsie
Die gutartige psychomotorische Epilepsie (terror fits)
Die gutartige atypische Epilepsie oder das
"Pseudo-Lennox-Syndrom"
Die "gutartige okzipitale Epilepsie" des
Kindesalters (auch: „benigne kindliche Epilepsie mit okzipitalen Paroxysmen“)
Diese ab dem 2. bis zum 16. Lebensjahr bei normal
entwickelten Kindern auftretenden Epilepsieformen zeigen im EEG meistens - nicht
immer und meist nur bei geschlossenen Augen - über dem Hinterhaupt (lateinisch occiput, daher "okzipital")
die typischen Spitzenherde der gutartigen Herdepilepsien des rolandischen
Formenkreises (→BEPK). Diese treten meistens
beidseitig auf, können bei einseitigem Vorkommen im Verlauf die Seite wechseln,
und daneben noch über anderen Hirnregionen vorkommen.
Man unterscheidet eine häufigere früh (2.-12. Lj., Gipfel
4./5. Lj.)) und eine seltene später (4. - 16. Lj.) auftretende Form.
Die Anfälle der frühen und häufigeren Form (Typ Panayiotopoulos, Early Onset Benign Childhood Okzipital
Seizure Suscibility Syndrome = EBOSS) äußern sich bei Kleinkindern
meistens in Form nächtlicher Halbseitenkrämpfe längerer
Dauer (auch Staten), die auch in sekundär
generalisierte tonisch-klonische Anfälle übergehen. Diese Anfälle treten
meist in größeren Abständen von mehreren Monaten auf. Sie werden häufig mit
Übelkeit und Erbrechen aus dem Schlaf und →
Nystagmus eingeleitet, auch mit Blick- und Kopfwendung zu einer Seite. Die
Prognose ist gut, und oft – in jedem 3. Fall - bleibt es bei einem Anfall.
Im Schulalter beginnen die Anfälle oft mit Sehstörungen bis
zu vorübergehend einseitigem oder völligem Sehverlust, auch optischen
Trugerscheinungen (z.B. helle Blitze, Streifen, Zacken, oder Gesehenes
erscheint abnorm klein oder groß oder fern), oft gefolgt von zwanghaften
ruckenden Augenbewegungen ("Nystagmus"). Danach können sie in
typische Rolando-Anfälle oder komplex-fokale
Anfälle und auch in ein Grand mal übergehen.
Gelegentlich werden die Anfälle wie eine Migräne mit Sehstörungen eingeleitet,
und nach dem Anfall folgen migräneartige Kopfschmerzen mit Übelkeit und
Erbrechen. Auch Kopfschmerzen, die während eines fokalen Anfalls auftreten und
mit diesem oder kurz darauf aufhören, werden beschrieben („Hemicrania epileptica“).
Man hat angenommen, dass in diesen Fällen eine Migräne den
Anfall auslösen kann ("Migräne-Epilepsie-Syndrom",“Migralepsie“).
Doch sind auch Migräne-artige visuelle epileptische Auren in Form von
Sehstörungen (in der Regel plötzlicher auftretend und nur bis wenige Minuten
andauernd) mit nachfolgenden generalisierten Anfällen und Kopfschmerzen
möglich.
Die bevorzugt um das 8. Lebensjahr beginnende seltene Form (Typ Gastaut) zeigt häufigere und meist
kürzere Anfälle (bis 2 Minuten) vorwiegend am Tage mit den o.a. optischen (→ visuellen) Symptomen, gelegentlich mit nachfolgenden
komplex-fokalen oder Halbseitenanfällen,
auch generalisierend, sowie migräneartigen Kopfschmerzen. Die Ausheilung mit
der Pubertät kann erwartet werden. Bei Hinzutreten komplex-fokaler
Anfälle können ungünstigere Verläufe vorkommen.
Diagnostisch abzugrenzen mit EEG (s.o.) und MRT
sind diese gutartigen Epilepsien von den symptomatischen Okzipitallappenepilepsien,
die mit ähnlichen Anfallserscheinungen einhergehen können.
Übersicht altersabh. Epilepsien