Wie wird bei der "Einstellung" auf ein Medikament vorgegangen?  (siehe unten)

Warum sollte ein Behandlungskalender geführt werden?

Was wird getan, wenn ein Medikament nicht ausreicht?

Was ist bei einer Kombinationstherapie zu beachten?

Was kann man tun, wenn ein Mittel nicht vertragen wird?

 

Wie wird bei der "Einstellung" auf ein Medikament vorgegangen? 

Vor der Behandlung mit einem Medikament muss die Diagnose geklärt sein.

Eine Notwendigkeit zur Behandlung mit einem Medikament muss vorliegen.

Untersuchungen müssen sicherstellen, dass keine Erkrankungen vorliegen, die der Verträglichkeit des Medikaments entgegenstehen

Bei der Einstellung wird die Dosis des Medikaments ermittelt, die bei guter Verträglichkeit ausreichend erscheint, eine andauernde Anfallsfreiheit zu sichern. Dabei richtet man sich zunächst nach Erfahrungswerten, die dem Alter und Gewicht des Kindes entsprechen. Die erforderliche Dosis (die "Erhaltungsdosis", auch "Zieldosis") schwankt jedoch erheblich um solche Durchschnittswerte. Sie muss bei jedem Kind gesondert ermittelt werden.

In der Regel wird über mehrere Tage eine "einschleichende" abendliche Anfangsdosis verordnet von beispielsweise einem Viertel der mittleren Dosis, damit der kindliche Organismus sich allmählich an das Medikament gewöhnt und etwaige Nebenwirkungen frühzeitig erkannt werden können.

In Schritten von meist 3 bis 7 Tagen Dauer wird dann bis zu einer vorläufigen Dosis gesteigert, die möglicherweise zur Behandlung schon ausreicht.

Damit ist jedoch meistens noch nicht die endgültige Einstellung erreicht. Diese richtet sich vor allem nach dem aus dem Anfallskalender ersichtlichen Verlauf.

Manchmal ist schon unter der Anfangsdosis eine deutliche Abnahme der Anfallshäufigkeit festzustellen, und schon bei geringer Dosis treten keine Anfälle mehr auf. Man wird dann die Einstellung zunächst bei einer geringen bis mittleren Dosis und vielleicht auch niedrigem Blutspiegel belassen, welcher auch unterhalb des sogenannten "therapeutischen Bereichs" liegen darf.

Meistens verlangt die Einstellung jedoch mehr Geduld. Werden unter einer vorläufigen Einstellung weiterhin Anfälle beobachtet, wird bei guter Verträglichkeit das Medikament schrittweise und vorsichtig höher dosiert bis zur Anfallsfreiheit. Ein Fehler ist es, schon bei mittlerer Dosierung oder mittleren Blutspiegeln auf ein anderes Medikament zu wechseln, wenn bis dahin noch keine befriedigende Wirkung erreicht wird. Es muß jedes Mittel immer geduldig "ausdosiert" werden, bei ausreichender Verträglichkeit auch bis zu Blutspiegeln, die über dem so genannten "therapeutischen Bereich" liegen. Vor der Umstellung auf ein anderes Mittel muss abgewartet werden, wie weit die Nebenwirkungen sich wieder bessern und ob eine befriedigende Wirksamkeit sich noch einstellt, was zum Beispiel bei Valproat bis zu 8 Wochen in Anspruch nehmen kann. Auf diese Weise gelingt es in über der Hälfte der Fälle im Kindesalter, durch die erstgewählte Monotherapie - das heißt eine Behandlung mit nur einem Medikament - eine andauernde Anfallsfreiheit zu erreichen ohne erheblich störende Nebenwirkungen.

Dazu siehe: Warum ist ein Anfallskalender notwendig?

Stärkere Nebenwirkungen wird man auf Dauer nicht in Kauf nehmen (oder nur vorübergehend, etwa beim West-Syndrom), sondern in diesem Fall auf ein anderes Mittel umstellen. 

Grundsätzlich gilt für die Einstellung auf ein Medikament:

Die Diagnose muss gesichert sein durch einen Epileptologen.

Das bestverträgliche Medikament wird gewählt unter Berücksichtigung der körperlichen und psychomotorischen Konstitution des Kindes, sowie der  Häufigkeit, Tageszeit und Form der Anfälle.

Vorsichtige individuelle Einstellung auf eine Dosis „so viel wie nötig und so gering wie möglich“

        Dazu nächste Seite: Was wird getan, wenn ein Medikament zur Behandlung nicht ausreicht?


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