Die Anamnese: Was muss der Arzt von den Angehörigen
erfahren?
Die
Angaben der Angehörigen über die Vorgeschichte und eine genaue Beschreibung der
Anfälle - auch vom Kind selbst - sind für den Arzt die wichtigsten
Anhaltspunkte für die Diagnose. Manchmal erinnern sich die Befragten erst
später an Einzelheiten. Wenn die Angehörigen die nachfolgend aufgeführten
Fragen noch einmal durchgehen, können sie dem Arzt vielleicht noch ergänzende
Hinweise geben:
Sind bei Eltern, Geschwistern oder in der weiteren Verwandtschaft chronische
Erkrankungen bekannt, etwa Stoffwechselerkrankungen,
auffällige Entwicklungsstörungen, Fieberkrämpfe oder auch ein Anfallsleiden?
Kann
dem Kind schon im Mutterleib - etwa bei Unfällen, Infekten oder drohender
Fehlgeburt der Mutter während der Schwangerschaft - etwas zugestoßen sein?
Waren
der Termin und die Umstände der Geburt normal?
Hat
das Kind, besonders auch schon als Neugeborenes und als Säugling, Erkrankungen
durchgemacht oder auffällige Symptome geboten, etwa eine starke Gelbsucht, eine
auffällige Trinkschwäche, Neugeborenenkrämpfe,
Atemstörungen, Gedeihstörungen, Infektionskrankheiten oder
Stoffwechselstörungen?
War
die bisherige körperliche, motorische und psychische Entwicklung des Kindes
normal? Gibt es im Vorsorgeheft Eintragungen über auffällige Befunde?
Gab
es Komplikationen bei fieberhaften Infekten? Sind Fieberkrämpfe
aufgetreten? Welche Kinderkrankheiten wurden durchgemacht?
Ist
über Klinikaufenthalte und Operationen zu berichten? Hat das Kind Unfälle
erlitten, auch Kopfverletzungen mit Bewusstseinsstörungen?
Gibt
es einen Stillstand oder gar Rückschritte in der Entwicklung? Haben die
Aktivität des Kindes oder seine Leistungen in der Schule nachgelassen?
Hat
das Kind in der letzten Zeit und vor Beginn der Anfälle Medikamente
eingenommen?
Wann
trat der erste und wann der letzte Anfall auf? Wie häufig traten bisher Anfälle
auf?
Zu
welchen Tageszeiten? Nach dem Aufwachen, bei Müdigkeit,
beim Einschlafen oder im Schlaf? Wie
lange dauerten sie?
Kündigt
sich ein Anfall an, etwa durch Gereiztheit, ein "eigenartiges
Gefühl" oder eine Angst des Kindes?
Wie beginnen die Anfälle, wie verlaufen und enden sie in Hinblick auf Körper-
und Kopfhaltung, Blickwendung, Versteifungen oder Zuckungen oder Bewegungen der
Glieder, Atmung, Gesichtsausdruck und -farbe, Bewusstsein, Reaktion auf
Ansprache und Berührung? Nässt das Kind dabei ein? Kommen Erbrechen oder Würgen
vor? Ist der Ablauf immer gleich oder gibt es Unterschiede?
Wurden
Anfälle durch etwas ausgelöst, etwa durch Übermüdung, Schlafmangel,
Fernsehen, Computerspiele, psychische oder körperliche
Belastung, fieberhafte Infekte?
Sind
schon früher kurze Abwesenheitszustände oder ein kurzes Zusammenzucken aufgefallen, besonders morgens, eine
auffällige morgendliche Erschöpfung oder Müdigkeit oder ein nächtliches
Einnässen?
Ist
das Kind nach dem Anfall müde, verwirrt oder sonst auffällig, etwa durch
Sprachstörungen, Lähmungen, Kopfschmerzen oder Erbrechen? Oder spielt es gleich
weiter ?
Was bemerkt und erzählt das Kind selbst von den Anfällen? Leidet es körperlich
oder psychisch unter den Anfällen?
Ist
es möglich, einen Anfall mit einem Videorekorder aufzunehmen?
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