Was
sind alternative / komplementäre / ergänzende Behandlungsmethoden?
Die
Medizin greift jede Heilmethode auf, die naturwissenschaftlich zu begründen und
nachweislich wirksam ist. Ein solcher Nachweis wird zum Beispiel durch eine Doppelblindstudie erbracht. Auch Verfahren, die
wissenschaftlich noch nicht schlüssig erklärt werden können, werden
gelegentlich übernommen (z.B. die Vagusnervstimulation), wenn eine Heilwirkung
bei vertretbaren Nebenwirkungen nachzuweisen ist.
Wenn
im Einzelfall Medikamente nicht befriedigend helfen, oder wenn wegen der
Nebenwirkungen Medikamente abgelehnt werden, fragen Eltern oft nach
zusätzlichen oder anderen Heilmethoden. Solche Methoden, welche die
Arzneimitteltherapie der Epilepsien gelegentlich wirksam ersetzen oder sinnvoll
ergänzen, sind z.B. die ketogene Diät, die "Selbstkontrolle",
auch die Vagusnervstimulation und vor allem – wenn möglich - chirurgische
Eingriffe am Gehirn. Dazu siehe: Wie werden Epilepsien
behandelt?
Was
ist bei Außenseitermethoden zu beachten?
Viele
Eltern setzen Hoffnungen auf Außenseitermethoden. Die verbreitetsten Formen
sind die Homöopathie, die Bach-Blüten, die traditionelle chinesische Medizin
mit Akupunktur oder Akupressur, die Phytotherapie, außerdem noch verschiedene
Heilbehandlungen wie Yoga, Reiki, Handauflegen und ähnliche.
Die
eigene Wahl eines weiteren Heilmittels entspricht ihrem großen
Handlungsbedürfnis und befreit sie von Vorhaltungen, eine Möglichkeit der
Behandlung auszulassen. Ihrer großen Besorgnis kommt oft eine intensive
persönliche Zuwendung des Alternativtherapeuten entgegen. Auf diese Weise kann
auch eine Außenseitermethode hilfreich sein, indem sie verunsicherten
Angehörigen zusätzlichen Halt gibt, auch wenn ein Nachweis, dass sie die
Anfallsbereitschaft mindert, nicht erbracht werden kann.
Ein
verständnisvoller Arzt wird meistens nicht davon abraten - es sei denn, dass
sie die Eltern unzumutbar finanziell belastet oder dem Kind gefährlich sein
kann, wie etwa eine Frischzellenbehandlung. Einer ausschließlichen - damit echt
"alternativen" - Anwendung wird ein Epileptologe nur zustimmen können
in den Fällen, bei denen ein Abwarten oder Aussetzen mit einer Medikation auch
so zu verantworten ist. Dies kann möglich sein besonders bei gutartigen
Epilepsien, aber auch in einigen Fällen, in denen die Nebenwirkungen aller
anwendbaren Medikamente stärker ins Gewicht fallen als ihr Nutzen.
Nicht
zu verantworten ist der Einsatz solcher Mittel mit einer Dosisverminderung oder
an Stelle einer wirksamen antiepileptischen Medikation - vor allem mit
plötzlichem Absetzen einer solchen - wenn ein Anfallsleiden behandelt werden
muss und behandelt werden kann. Dann kann eine Außenseiter-Heilmethode zu
gefährlichen Anfalls-Staten und einer andauernden
Verschlimmerung des Leidens führen. Davor muss eindringlich gewarnt werden.
Siehe dazu: Wann ist eine Behandlung notwendig?